Bei jeder Aufstellung, ob einzeln oder in der Gruppe, arbeiten wir mit den inneren Kindern. Diese inneren Kinder repräsentieren die verschiedensten Persönlichkeitsanteile in uns. Von Zeit zu Zeit möchte sich eines, dieser inneren Rasselbande in uns, zeigen. Dies äußert sich dann in unterschiedlicher Art und Weise, z. B. in Form von Konflikten mit unserer Umwelt oder in Form von Krankheiten usw. Mit Hilfe der systemischen Aufstellung lassen wir sodann eines oder mehrere dieser inneren Kinder sich zeigen und zu Wort kommen.
Eine kurze Erklärung dazu: Wir alle haben ganz unterschiedliche Seiten, in uns. Ich nenne sie sehr liebevoll meine innere Rasselbande: Und genau, wie es Eltern mit ihren Kindern geht, so ist es angenehmer, wenn diese glücklich, angepasst und brav sind. Dann kann man ein offenbar harmonisches Familienleben genießen und muss nichts ändern. Deshalb entwickeln sie eigene Strategien, damit vertraute Menschen nicht enttäuscht von ihnen sind. Sie passen sich an.
Viele Menschen, die zu mir geführt werden, kommen wegen ihren Kindern, die Probleme machen und erkennen dabei endlich, dass dieses Kind nur etwas ausdrückt und auslebt, was in den Eltern schon seit Jahren vor sich hin brodelt, allerdings immer schön bedacht, dass es nie überkocht oder vielleicht sogar noch Schande bringt. Die Anderen sollen doch nicht sehen, was da in uns ist. Deshalb werden Gefühle solange unterdrückt, bis uns eines Tages ein Anderer begegnet, der genau das aufkratzt, was man immer verstecken und vermeiden wollte.
Oder aber die (inneren) Kinder spielen nicht mehr mit und bringen die ganze Gefühlswelt durcheinander und plötzlich tun wir Dinge, die wir vorher nicht für möglich gehalten hätten. Das Wunderbare daran ist, dass unter unseren alten Verletzungen und Blockaden unser ganzes Potential sitzt. Wenn sich dann von Zeit zu Zeit eines unserer inneren Kinder meldet und gehört oder gesehen werden will, ist dies eine wunderbare Möglichkeit. Ignoriert man es, kann keine Ruhe in uns sein. Dann fechten wir in uns Kämpfe aus, die z. T. aus unserer Kindheit stammen und somit Vergeltung an unseren Eltern ausüben sollen oder auch an anderen Menschen. „Schaut her, wie schlecht es mir geht. Das ist Eure Schuld, weil Ihr mich nicht angenommen und geliebt habt“. So spricht es in uns. Unser Ego vergisst nichts, was ihm hilft, uns zurückzuhalten. Es will keine Veränderung. Ego heißt „Ich“ und so kann kein „Wir“ in uns entstehen.
Wir ziehen manchmal sogar Krankheit oder Misserfolge im Beruf oder auch finanzielle Probleme an, damit diese uns zeigen, dass wir etwas ändern müssen. Wenn ich alle Energie anderen gebe und mich dabei vergesse, weil ich es so gelernt habe, „das sei Liebe“, kann mir das nicht gut tun. Wenn ich meinen Kindern alle Steine aus dem Weg räumen will, weil sie es besser haben sollen, als ich es hatte, dann schade ich ihnen und mir. Wenn ich eine bessere Mutter sein möchte, als die eigene es meines Erachtens nach war, setze ich mich unter Druck und kann gar nicht herausfinden, wie ich als Mutter wäre, wenn ich einfach nur ich sein könnte und meine Energie für das nutzen dürfte.
Egal wie die verschiedenen Seiten von uns am Anfang der Aufstellung zueinander stehen, am Ende jeder Aufstellung gibt es eine Lösung. Der innere Konflikt wird aufgelöst und es entsteht ein neues Miteinander. Dann kann man lernen und erfahren, was es heißt, Partnerschaft mit sich selbst zu leben. Mindestens zwei Seiten von einer Person verbinden sich miteinander und können fühlen, wie schön das ist. Dies wirkt sich dann auch oft positiv auf das Umfeld aus.